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FAQ - Häufig gestellte Fragen

Der Sächsische Landtag hat in seinem Haushaltsbeschluss für 2023/2024 zusätzliche Fördermittel bereitgestellt, da es in der ersten Förderrunde wesentlich mehr passende Interessenbekundungen gab als gefördert werden konnten. Auch gibt es noch nicht in allen Landkreisen einen geförderten "Ort der Demokratie", konkret in den Landkreisen Meißen, Nordsachsen, Vogtland und Zwickau. Es sollen voraussichtlich bis zu 8 Projekte gefördert werden.

Die Zuwendung wird im Rahmen einer Projektförderung als Anteilfinanzierung in Form eines Zuschusses gewährt. Es können bis zu 100.000 Euro pro Jahr beantragt werden. Der Fördersatz beträgt bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, in begründeten Ausnahmefällen auch höher. Eigenmittel können bis zur Höhe von 5000 EUR auch in Form von Eigenleistungen („unbare Mittel") eingebracht werden; Berechnungsgrundlage ist der Mindestlohn. Wenn der beantragte Fördersatz höher als 95% ist, muss detailliert begründet werden, warum Eigenmittel nicht zur Verfügung stehen und Eigenleistungen nicht erbracht werden können. Auch Drittmittel können eingebracht werden, also kommunale Zuschüsse (beispielsweise über lokale Partnerschaften für Demokratie) oder Mittel von Stiftungen oder aus anderen kommunalen oder Bundesprogrammen.

 

Wir können noch nicht abschätzen, wie viele Bewerbungen uns erreichen werden. Vorgesehen ist die Förderung von bis zu acht neuen Projekten über drei Jahre.

Interessenbekundungen aus Landkreisen, in denen es noch keinen „Ort der Demokratie“ gibt, werden bei gleicher Eignung bevorzugt.

Erfahrungsgemäß erreichen uns viele Interessenbekundungen aus den großen Städten; hier ist die Konkurrenz deutlich größer, da der größte Teil der Förderung in Klein- und Mittelstädte sowie den ländlichen Raum gehen soll.

 

Wir suchen Projekte, die Orte für demokratische Praxis schaffen, also einen physischen Raum, wo sich Menschen begegnen, vernetzen und austauschen können, um demokratiestärkende Angebote für ihre Gemeinschaft zu entwickeln. Dieser Raum kann ein Zimmer sein, eine Etage, ein Haus, vielleicht sogar ein Garten oder ein öffentlicher Platz – je nachdem, was Ihr Gemeinwesen braucht.

Die Förderung umfasst die Gestaltung und Einrichtung des "Ortes" sowie dessen Betreibungskosten (Sach- und Verwaltungskosten). Hinzu kommen die Kosten für qualifiziertes Personal, das die stattfindenden Prozesse und Projekte methodisch und didaktisch begleiten kann und soll.

Die Projektträger sollen an den "Orten" also keine eigenen Projektideen umsetzen, sondern den Raum öffnen und – samt Ausstattung und Personal – für andere lokale Initiativen und Projekte bereitstellen.

Dabei sind 5 Punkte wichtig:

  1. Es sollen gemischte Zielgruppen erreicht werden. Wenn es um die Gestaltung eines Spielplatzes geht, sollen also nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Ältere, Gewerbetreibende, Familien oder auch Angestellte mit wenig Zeit einbezogen werden. An den "Orten der Demokratie" sollen möglichst viele Perspektiven zusammenkommen, um Themen gemeinsam zu verhandeln. (siehe auch unten „Themenzentrierte Netzwerke“ und „Gemischte Zielgruppen“)
     
  2. An einem "Ort der Demokratie" sollen Themen verhandelt werden, die die Kommune, den Stadtteil oder die Gemeinschaft betreffen. Die Themen werden nicht durch den "Ort der Demokratie" vorgegeben, sondern von den Menschen eingebracht. Das Projektpersonal strukturiert Debatten, moderiert und bündelt Diskussionsstränge mit dem Ziel, dass der politische Streit konstruktiv wird. Dies kann zur Klärung von Zuständigkeiten führen, zu einer konkreten Umsetzungsplanung – oder zu der Erkenntnis, dass vorerst keine Einigung erzielt werden kann. Entsprechend steht an den "Orten der Demokratie" nicht das Ergebnis im Fokus, sondern der Prozess.
     
  3. Der Projektträger erprobt an dem "Ort der Demokratie" Methoden und Praktiken der politischen Bildung. Das können Design-Thinking-Methoden sein oder Methoden aus non-formalen Bildungsbereichen. Die Methoden sollen kollaborative, partizipative und demokratische Praktiken vermitteln, um demokratisch handelnden Initiativen Werkzeuge an die Hand zu geben, so dass sie demokratische Ansprüche auch im eigenen Handeln erfüllen können. Die Orte sind auch Labore, probieren aus, nutzen digitale Techniken, binden Menschen ein, die vielleicht anders nicht eingebunden werden können: Weggezogene, Zeitzeug/innen in anderen Ländern oder Menschen, die zu Hause sind und trotz Abendessen mit ihren Kindern dabei sein wollen.
     
  4. Wir wünschen uns, dass der Ort für Nutzer/innengruppen offensteht, die selbständig selbstorganisierte Prozesse demokratischer Praxis umsetzen und sich für eine plurale und vielfaltsorientierte Gesellschaft in ihrem Ort einsetzen.
     
  5. Der Projektträger versteht sich als "Ermöglicher" in seiner Region und Gemeinschaft. Er baut Netzwerke auf und erkennt Bedürfnisse, die für das Gemeinwohl relevant sind. Er findet als Schnittstelle Akzeptanz und versteht sich als Verbündeter, um Türen zu öffnen und andere Akteure einzubinden.

Nein. Wichtig ist, dass diese Punkte als Ziele mitgedacht und formuliert werden, die erreicht werden sollen. Es müssen nicht alle auf einmal erfüllt werden. Wir suchen Orte, die vielleicht schon erfahrener sind, aber genauso auch Orte, an denen es gerade erst losgeht und der Wille vorhanden ist, zu lernen und etwas Neues aufzubauen. Uns ist wichtig, dass reflektiert und glaubhaft dargestellt wird, ob bzw. wie schnell welche Ziele erreicht werden können.
Weiter unten finden sich noch die genauen Bewertungskriterien für die Auswahl.

Ja. „Orte der Demokratie" sollen vorrangig in Gemeinden mit weniger als 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gefördert werden. Wenn das Projekt nachweisen kann, dass es einen konkreten Stadtteilbezug gibt, können auch Projekte in Orten mit mehr als 40.000 Einwohner/innen gefördert werden Diese Abgrenzung sollte gut dargestellt und der konkrete Bedarf begründet werden. (Das gilt im Übrigen für alle Projekte: Auch in Städten bis 40.000 Einwohner/innen ist es sinnvoll, lokale Bezüge beispielsweise zu Stadtteilen herauszuarbeiten.)

 

Die Projekte können mit einer maximalen Dauer von bis zu drei Jahren gefördert werden. Der früheste Zeitpunkt für den Projektbeginn ist der 1. Oktober 2023, der späteste Zeitpunkt für den Projektbeginn sollte der 1. Januar 2024 sein. Somit ist eine Projektlaufzeit beispielsweise zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 31. September 2026 bzw. zwischen dem 1. Januar 2024 und dem 31. Dezember 2026 möglich.

Die geförderten Projekte werden dahingehend beraten, begleitet und vernetzt, frühzeitig Strategien zur Ko- oder Anschlussfinanzierung bzw. Verstetigung zu entwickeln.

Aus haushalterischen Gründen erfolgt die Bewilligung in Jahresscheiben; Zuwendungsbescheid können daher zunächst nur bis Ende 2024 ausgestellt werden.

Es gibt keine formale Begrenzung. Wir möchten, dass an den "Orten der Demokratie" qualifiziertes und engagiertes Personal hauptamtlich tätig ist, das sich fortbildet und sich als „lebenslang Lernende" versteht. Die Eingruppierung sollte entsprechend der Qualifikation des benötigten Personals und der vorgesehenen Tätigkeiten vorgenommen und begründet werden. Nutzen Sie für die Kalkulation bspw. die Entgelttabellen des TV-L oder Ihren eigenen Haustarif.

Personalnebenkosten sind förderfähig.

Ja, in geringem Umfang, wenn die Investitionen zum Ausbau bzw. zur Gestaltung des „Ortes der Demokratie" zwingend nötig sind und nicht aus Eigenmitteln oder anderen Förderprogrammen gedeckt werden können. Die „Orte der Demokratie" werden nicht baulich gefördert, aber kleinere Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen oder auch eine gute digitale Ausstattung sind förderfähig.

Investive Ausgaben sind nicht auf das erste Projektjahr begrenzt, sondern können über die gesamte Projektlaufzeit getätigt werden, dürfen aber nicht mehr als 35 Prozent der Gesamtsumme (gerechnet über alle Jahre) betragen und müssen jeweils gut und nachvollziehbar dargestellt und begründet werden.

 

Es können nur juristische Personen, beispielsweise Vereine, gefördert werden, die überwiegend gemeinnützig tätig sind. Kommunen und kommunale Eigenbetriebe können ebenfalls Interessenbekundungen abgeben. Einzelpersonen und Initiativgruppen können leider nicht gefördert werden.

Es muss eine Interessenbekundung abgegeben werden. Die Formulare und Fristen finden Sie im Förderportal der Bewilligungsstelle unter: https://www.sab.sachsen.de/orte-der-demokratie-als-orte-des-gemeinwesens. Dort reichen Sie eine (grobe) Kostenkalkulation und eine Beschreibung Ihrer Idee für einen "Ort der Demokratie" ein. Um langfristige Wirkung entfalten zu können, sollte das Projektvorhaben nach Möglichkeit mit der Kommune abgestimmt sein. Sollte es dazu bereits Unterstützungsschreiben oder Absichtserklärungen geben, reichen Sie diese bitte ein.

Nein, die Umsetzung eines eigenen Projekts ist nicht ausreichend für die Förderung. Die „Orte der Demokratie" sollen offen sein für andere Gruppen und Initiativen, die eigene Themen mitbringen und gemeinwohlorientierte Ziele für eine plurale und vielfältige Gesellschaft verfolgen. Diese Gruppen sollen methodisch und fachdidaktisch darin begleitet werden, anhand ihrer eigenen Themen demokratische Praxis auszuprobieren oder einzuüben. Als Projektträger eines „Ort der Demokratie“ setzen Sie also nicht ihre eigenen Projekte um, sondern begleiten, qualifizieren und unterstützen andere Menschen dabei, ihre eigenen Projekte umzusetzen.

 

Um die Projektträger darin zu unterstützen, erhalten die Projekte zusätzlich zur Förderung eine fachliche und wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung bei der strategischen Vernetzung, um eine stärkere Wirkung entfalten zu können.

 

Eigene Projekte können dann an „Orten der Demokratie" durchgeführt werden, wenn die Bereitschaft da ist, den gesamten Prozess selbst zu durchleben, zu reflektieren und die Erkenntnisse mit anderen zu teilen. Dies kann dann als Modell oder Inspiration für andere neue Projekte und Initiativen dienen. In jedem Fall sollten der Bildungsaspekt und ein Wissenstransfer im Mittelpunkt stehen und nach außen sehr deutlich vermittelt werden.

Eine Initiative ist im besten Fall ein themenzentriertes Netzwerkprojekt. Das heißt, verschiedene Personen oder Akteure, die aus verschiedenen Kreisen und Netzwerken kommen, wollen gemeinsam ein konkretes Problem vor Ort lösen. Dafür finden sie sich zusammen und finden heraus wie, bis wann, mit wem und warum sie das Problem lösen wollen. Ob in der Initiative Menschen hauptamtlich mitwirken oder ob es eine lose ehrenamtliche Gruppe ist, ist nicht entscheidend. Wichtig ist uns, dass die Initiative bereit ist, ihren eigenen Entscheidungsfindungsprozess begleiten und weiterentwickeln zu lassen.

 

Ein themenzentriertes Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Akteurinnen und Akteuren, die an einem bestimmten Thema arbeiten wollen, z.B. dem Bau eines Spielplatzes. Die Akteur/innen bringen unterschiedliche Perspektiven ein, z.B. die ökologische Perspektive oder die Perspektive der Kinder und der Anwohner/innen. Die Akteur/innen arbeiten zusammen, bis das Projekt fertig gestellt ist. Es ist möglich, dass sich das Netzwerk zwischenzeitlich erweitert. Es ist wichtig, dass das Netzwerk sowohl einen Endpunkt als auch einen Knotenpunkt hat. Der Knotenpunkt, idealerweise der „Ort der Demokratie“, begleitet das Netzwerk, moderiert und hilft, Ressourcen zu finden. Die verschiedenen Akteure im Netzwerk kennen ihre Rollen und Funktionen. Sie arbeiten in einem transparenten Prozess. Entscheidungsprozesse und Werte im Netzwerk sollten nachvollziehbar und transparent kommuniziert werden. Das themenzentrierte Netzwerk löst sich nach Projektende auf. Die gewachsenen sozialen Beziehungen leben weiter.

Wichtig ist uns, dass unterschiedliche Denkweisen, Perspektiven und Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen aufeinandertreffen. Das heißt, dass die Zielgruppen gemischt sind und nicht nur mit Jungen oder Alten gearbeitet wird. Zielgruppenmischung bedeutet Einbeziehung von Menschen die sich unterscheiden, in Bezug auf ihr Alter, Herkunft, Beruf, Interessen, Einkommen, aber auch weltanschauliche Perspektiven, religiös und politische Einstellungen. Wichtig ist uns auch, dass Perspektiven von marginalisierten, diskriminierten oder auch körperlich beeinträchtigten Menschen eingebunden werden. Auch Menschen, die vielleicht gar nicht mehr vor Ort sind, also Weggezogene, die sich weiterhin mit ihrem Ort identifizieren, könnten über digitale Techniken eingebunden werden.

 

Nein. Die Rolle der repräsentativen Demokratie wird nicht in Frage gestellt, sondern ergänzt und unterstützt. Demokratie ist nichts Abstraktes und über Regeln für unsere Gesellschaft entscheiden nicht nur Parlamente. Entscheidungen, die wir gemeinsam treffen, nehmen Einfluss auf andere. Daher wollen wir die zukünftigen Projektträger ermutigen auszuprobieren, welche aktuellen Formate, Methoden und Ideen es gibt, um besser miteinander demokratisch agieren zu können. Hilft es z.B. "Systemisches Konsensieren" oder eine "Stille Diskussion" auszuprobieren? Wir glauben, dass Initiativen erfolgreicher sind, ihre Ideen umzusetzen, wenn sie Methoden nutzen, die selbst demokratiestärkend, partizipativ und kollaborativ sind.

Es gibt nicht den einen festen Demokratiebegriff. Demokratie muss immer verschiedene Möglichkeiten und Perspektiven auch auf sich selbst zulassen. Wir arbeiten mit den Begriffsdefinitionen von PD Dr. Julia Schulze Wessel, die einen inklusiven Demokratiebegriff für uns beschrieben hat, den sie auch mit den zukünftigen Projektträgern diskutieren wird.

Schulze Wessel entwirft folgende Begrifflichkeiten:

„Die Demokratie kann als eine politische Ordnung verstanden werden, die nie ‚fertig‘, sondern immer neugestaltet und ausgestaltet werden. Die 'Orte der Demokratie' sollten von dieser Offenheit und Verhandelbarkeit geprägt sein. Sie kann Inklusivität, Beweglichkeit und Gestaltbarkeit des 'Ortes der Demokratie' langfristig sichern. Die Verhandelbarkeit setzt jedoch gleichzeitig einen Rahmen voraus, der Grundprinzipien demokratischer Ordnung aufrechterhält. Klassischerweise wird dies in der politischen Ideengeschichte unter der Spannung zwischen Rechtsstaat und Demokratie verstanden (Habermas 1994)."

Aufgrund der Offenheit des Demokratiebegriffs eignet er sich besonders gut, um lebendige Narrative rund um den jeweiligen ‚Ort der Demokratie‘ zu entwickeln. Denn er enthält durch seine Unabgeschlossenheit ein Zukunftsversprechen, das auf Mitgestaltung angelegt ist.

Orte der Demokratie sind Orte der Autoren- und Autorinnenschaft (Zivilgesellschaft, Partizipation)

  •     Freiheit als die Freiheit, sich selbst und die eigene Gestaltungsmacht im 'Orte der Demokratie' wiedererkennen zu können
  •     Gleichheit als gleicher Anteil an der Autor/innenschaft
  •     Pluralität als die Akzeptanz, dass ich nicht alleinige/r Autor/in bin
  •     Solidarität als das 'Gewicht der Anderen’ und ‘die Kunst des Zuhörens’

Orte der Begegnung (gemeinsames Handeln, Lebenswelt)

  •     Freiheit als ein ‚gemeinsam Erschaffen‘
  •     Gleichheit als Begegnung von Freien und Gleichen
  •     Pluralität als Begegnung mit jeweils anderen
  •     Solidarität als gemeinsame Verbindung

Orte der Auseinandersetzung (Meinungsstreit und Aushandlung)

  •     Freiheit als Meinungsfreiheit
  •     Gleichheit als Gleichwertigkeit der Stimmen
  •     Pluralität als Meinungsvielfalt, Perspektivenvielfalt
  •     Solidarität als respektvolles Miteinander und empathisches Verstehen

Orte der Inklusion (Marginalisierungen entgegenwirken)

  •     Freiheit als gemeinsames, alle einschließendes Handeln
  •     Gleichheit als Zugangsgleichheit
  •     Pluralität als Inklusion der Vielen
  •     Solidarität als Offenhalten von Grenzen

 

Kurz:  "Orte der Demokratie" sind Laboratorien der Demokratie.

 

Wir können uns sehr viel vorstellen, zum Beispiel, dass ein verlassener „Konsum“ als Treffpunkt wieder genutzt wird oder ein alter Bahnhof langfristig in einen gemeinwohlorientierten Ort verwandelt wird, an dem auch ein „Ort der Demokratie" seinen Platz findet. Selbstorganisation und Nachhaltigkeit sollten Bestandteile sein, wie bspw. bei der Nachnutzung oder Weiterentwicklung bestehender oder früherer (Gemeinschafts-) Räume. Inzwischen sind die derzeit geförderten Orte ja auch unter www.demokratie-sachsen.org gut dokumentiert. Wir freuen uns auf Ihre Ideen, vor allem auf die, auf die wir nicht kommen!

Nein, „Orte der Demokratie“ sind soziologisch betrachtet Dritte Orte (third places), die neben dem Zuhause (Erster Ort) und dem Arbeitsplatz (Zweiter Ort) einen dritten Sozialraum darstellen, der identitätsstiftend für die Menschen und ihre lokale Community ist. An Dritten Orten kann sich die Bevölkerung mit immer unterschiedlicher werdenden Interessen und Voraussetzungen begegnen.

Als „Ort der Demokratie“ wird also Ihr Raum/ Ihr Haus/ Ihr Platz etc. bezeichnet; einen unmittelbaren Bezug zur Kommune/ Gemeinde gibt es nicht.

Wir glauben, dass die Vermittlung von Inhalten nicht nur über den Kopf passieren muss, sondern auch emotional erfahrbar sein darf. Dafür eignen sich sogenannte „Narrative Ansätze“, mit denen Inhalte vermittelt werden, in dem Geschichten erzählt werden. Dabei geht es immer auch um eine Vielzahl an Geschichten, nicht nur um die eine Wahrheit. Wichtig dabei auch: Überwältigungsverbot/ Beutelsbacher Konsens.

 

Nein, nicht unbedingt. Es muss nicht alles schon vorhanden sein, die „Orte der Demokratie" bieten auch Raum zum Ausprobieren, die Projektträger sollen sich weiterqualifizieren. Die Offenheit und Bereitschaft zum Lernen und Ausprobieren demokratischer Praxis sollte jedoch deutlich werden.

Die geförderten „Orte der Demokratie" erhalten die Möglichkeit bedarfsorientierter Beratung und Weiterbildung sowie den Austausch und die Vernetzung mit anderen, gegebenenfalls erfahreneren, Trägern. Zu diesem Zweck gibt es eine Vernetzungsstelle, die den Austausch und das Peer-2-Peer-Lernen zwischen den Programmträgern ermöglicht.

Input und Qualifizierungsangebote gibt es unter anderem von der neuen John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie an der TU Dresden: JoDDID.

Begleitung bedeutet, dass der Projektträger nicht seine eigene Agenda, seine Inhalte und Themen setzt (wie sonst oft bei Demokratie- oder Engagementprojekten), sondern den Fokus darauf legt, Menschen zu finden und zusammenzuführen, die ihre eigenen Themen voranbringen möchten. Der „Ort der Demokratie" stellt dafür die Infrastruktur bereit: einen Raum und Personal, das sowohl die Ansprache dieser Menschen als auch die fachdidaktische Begleitung von deren Vorhaben und Debatten übernehmen kann. Der Prozess steht dabei im Mittelpunkt, nicht das (schnelle) Erreichen konkreter Ergebnisse.

Der „Ort" unterstützt, wenn es Hürden und Konflikte gibt, berät und vernetzt, übernimmt aber nie die alleinige Federführung für die eingebrachten Themen und Prozesse.

Grundsätzlich wünschen wir uns, dass es tatsächliche Räume gibt, wo sich Menschen begegnen können, um sich über demokratiestärkende Themen auszutauschen. Dieser Raum sollte groß genug und gut ausgestattet sein, um Gruppenprozesse durchzuführen. Es ist möglich, Anschaffungen und Herrichtung des Raumes, zum Beispiel Malerkosten oder Digitalisierungstechnik, über das Projekt zu finanzieren.

Raumorientierung ist die Gestaltung von Räumen in einer Art und Weise, dass sie von gemischten Zielgruppen angenommen werden. Ein Theatersaal oder ein soziokultureller Raum zieht in der Regel ein ganz bestimmtes Publikum an. Das Ziel ist, dass ein Raum so attraktiv wird, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen erreicht werden. Das heißt auch, dass mit dem Raum Werte verbunden werden – Werte, die gerade Menschen mit marginalisierten Perspektiven nicht ausschließen. Wir wissen: Das ist leichter gesagt als getan. Der Weg dorthin ist ein Prozess und diesen Prozess wollen wir unterstützen.

 

Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig digitale Mittel sein können. Wir finden, dass es sich gerade im ländlichen Raum gut leben lässt, aber dennoch gibt es Hürden, zum Beispiel große Entfernungen. Aber Beteiligung ist auch nicht immer leicht, manchmal muss man wegen der Kinder abends zu Hause bleiben, aber möchte dennoch an einer Veranstaltung teilnehmen. Oder man wohnt gar nicht mehr vor Ort, fühlt sich aber weiterhin verbunden und will vielleicht eines Tages zurückziehen, so dass man die Debatten und Entwicklungen vor Ort mitgestalten will. Oder es gibt Zeitzeugen und Zeitzeuginnen zu einem Thema, die man nicht mal eben einfliegen lassen kann, oder Städtepartner/innen, die man nach ihrer Meinung fragen will. All das sind Beispiele für Situationen, wo digitale Instrumente helfen können, Perspektiven einzubinden, die analog nicht da sind. Wir wünschen uns daher, dass Digitalisierung an den "Orten" von vornherein als Ressource mitgedacht wird.

Auch die Demokratie braucht ihre Grenzen: Personen, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten oder in der Vergangenheit durch rassistische, gruppenbezogen menschenfeindliche, nationalistische, antisemitische, sexistische oder andere menschenverachtende Äußerungen oder Handlungen in Erscheinung getreten sind, können und sollten von „Orten der Demokratie“ ausgeschlossen werden.

 

Verwaltungskosten können als Sachkosten beantragt und abgerechnet werden. Sie werden dabei nicht als Pauschale nachgewiesen, sondern entsprechend der jeweiligen Höhe. Dadurch können auch mehr als bspw. 5% der Gesamtkosten als Verwaltungskosten nachgewiesen werden. Dies ist von Vorteil, wenn sich Betriebskosten erhöhen oder nicht die gesamte Fördersumme verausgabt wird, die Verwaltungskosten aber trotzdem in voller Höhe angefallen sind.

 

Wir wollen, dass die Projekte Wirkung entfalten können. Das braucht oft mehr Zeit, als die Förderphasen zulassen. Unsere Anträge und Verwendungsnachweise möchten wir daher auch möglichst wirkungsorientiert gestalten. Die Abfrage gewisser Kennzahlen wird weiterhin nötig sein – wichtiger als die Anzahl durchgeführter Veranstaltungen ist uns aber die Frage, was die Teilnehmenden gelernt haben, welche Diskurse geführt werden, was sich entwickelt hat - oder auch, was überhaupt nicht geklappt hat. Darin können wichtige Lerneffekte für das eigene Projekt, für Ihre Kommune oder auch die anderen „Orte der Demokratie" liegen. Diese Erfahrungen sollen mit selbstgewählten Adressat/innen geteilt werden (zum Beispiel Bürgermeister/innen, Verwaltung oder andere zivilgesellschaftliche Akteure).

Auf der ersten Stufe, dem Interessenbekundungsverfahren, signalisieren Projektträger das Interesse an einer Förderung. Sie beschreiben ihren Bedarf und ihre Idee und legen eine grobe Kalkulation der zu erwartenden Kosten bei. Formale Nachweise über Qualifikationen des Personals, der Gemeinnützigkeit des Trägers etc. müssen hier noch nicht beigelegt werden – das Konzept und die Ausrichtung des Projektträgers stehen im Mittelpunkt.

Bis zum 18. April 2023 können Interessenbekundungen eingereicht werden. Am 3. Juli wählt ein externer Beirat aus allen Einreichungen Konzepte aus, die zur Einreichung eines formalen Antrags – der Stufe 2 – aufgefordert werden sollen.

Während der Antragsphase gibt es Beratung, Begleitung und fachlichen Input, um den Projektantrag möglichst realistisch und mit gut formulierten Zielen auszuarbeiten. Der Antrag soll bis zum 1. September eingereicht werden, damit er durch die Bewilligungsstelle (SAB) geprüft und ein Bewilligungsbescheid erlassen werden kann.

Alle Projekte sollen zwischen dem 1. Oktober 2023 und spätestens dem 1. Januar 2024 beginnen.

Die Träger werden durch eine Vernetzungsstelle bedarfsorientiert beraten und begleitet werden. Das bedeutet, dass sowohl Projektmanagement, Organisationsentwicklungsprozesse, punktuelle fachliche Weiterbildungen als auch die fachdidaktische beziehungsweise methodische Qualifikation im Mittelpunkt stehen. Je nach Thema unterstützen einschlägige Kooperationspartner:innen u.a. aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft oder Verwaltung.

Für eine bessere Vergleichbarkeit werden formale und inhaltliche Kriterien zur Gewichtung festgelegt. Diese bemessen sich wie folgt:

  • 50%: Inhaltliches Konzept, insbesondere unter Betrachtung folgender Faktoren: Beschreibung von Zielen und adäquaten Maßnahmen; Kompetenz/ Potenzial zur Erreichung gemischter Zielgruppen; Darstellung der Notwendigkeit für einen „Ort der Demokratie“ (Situationsanalyse); Methodenkompetenz, insbesondere Methoden politischer Bildung, digitale Methoden, Narrative, Ansätze                                                            
  • 30%: Vernetzungspotenzial: Kompetenzen und Potenziale, Zielgruppen zu vernetzen, themenzentrierte Netzwerke zu fördern und zu begleiten; Akzeptanz vor Ort; Einbindung marginalisierter Perspektiven und Personen; Einbindung und Stärkung ehrenamtlichen Engagements                                                                                                    
  • 20%: Eignung des Trägers sowie des vorgesehenen Personals und Angemessenheit des Finanzierungskonzepts, Potenzial Weiterentwicklung und Kompetenz für Öffentlichkeitsarbeit                                                                                         

In die Auswahl der Vorhaben, die zur Antragstellung aufgefordert werden, wird darüber hinaus auch die regionale Verteilung der Vorhaben einbezogen, insbesondere unter Berücksichtigung bereits geförderter „Orte der Demokratie“. Zudem wird eine Vielfalt von Trägerarten angestrebt.

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