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Aufarbeitung NSU-Komplex: Wie weiter?

Auf dem Weg zu einem Dokumentationszentrum

© Thomas Dietze

Veranstaltungen zur Weiterentwicklung der Ideen zum NSU-Dokumentationszentrum

Zu zwei Veranstaltungen im Rahmen der internationalen Friedenskonferenz „Build Peace“ in Chemnitz lud das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) am 4. November 2022 anlässlich des 11. Jahrestages der Selbstenttarnung des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) ein. Im Fokus stand dabei eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung eines NSU-Dokumentationszentrums in Sachsen, die die RAA Sachsen im Auftrag des SMJusDEG derzeit ausarbeitet. Iwelina Fröhlich, stv. Referatsleiterin im Fachreferat „Demokratie und politische Bildung“ des SMJusDEG, betonte in ihrem Eingangsstatement, dass der Schaffung eines NSU-Dokumentationszentrums eine hohe Bedeutung durch die sächsische Staatsregierung beigemessen wird, welche durch die Aufnahme in den aktuellen Koalitionsvertrag unterstrichen wird. Nicht zuletzt hat auch die Bundesregierung die Notwendigkeit der Entwicklung eines solchen Zentrums erkannt und im aktuellen Koalitionsvertrag vereinbart.

Internationale Prespektiven auf öffentliches Gedenken an Opfer rechtsterroristischer Gewaltstraftaten

© Stephanie Brittnacher

In der ersten Veranstaltung gab der Historiker und Diplom-Sozialarbeiter Ingolf Seidel dem internationalen Publikum einen Überblick über verschiedene Gedenkstätten zu Opfern rechtsextremer Gewalt weltweit. Seidel sprach über die temporären Gedenkansätze zu den 14 Opfern der Toronto Van Attack von 1989, die Gedenkstätte von Utøya, die 2022 endlich eröffnet wurde und der 69 jungen Menschen, die 2011 ermordet wurden, gedenkt sowie den Terroranschlag am Bahnhof von Bologna 1980, der 85 Menschen das Leben kostete. Klar wurde bei allen Beispielen und auch in der folgenden Diskussion, dass die Einbindung von Opfervertreter/innen und der Zivilgesellschaft zentrale Erfolgsmomente waren und dies somit auch für die Entwicklung eines NSU-Gedenk- und Archivortes ein unumgänglicher Punkt ist.

Das Unfassbare dokumentieren - Gedenken und Aufarbeitung - auf dem Weg zu einem NSU-Dokumentationszentrum

In der zweiten Veranstaltung, einem Workshop mit 24 persönlich eingeladenen Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Kommunalverwaltung, wurden – moderiert von Cornelia Arras-Hoch – wichtige Fragen zur Entwicklung eines solchen Zentrums diskutiert. In vier Kleingruppen ging es um Fragen wie die Einbindung dezentraler Bildungsangebote, dezentraler Unterstützung von Kommunen, Zivilgesellschaft und Akteuren der Bildungsarbeit durch das Dokumentationszentrum, die Einbindung von Überlebenden, Angehörigen und Opferverbänden und die Frage, wie die aktuellen Prozesse zusammengeführt werden können. Dazu stellten Jörg Buschmann und Dana Schlegelmilch von der RAA Sachsen die ersten Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudie vor. Die finale Studie wird im Frühjahr 2023 präsentiert. Jens Weber und Andreas Wolter vom Büro WeberWolter in Weimar berichteten zudem in einem weiteren Impuls von ihren Erfahrungen beim Aufbau des NS-Dokumentationszentrums in München.

Ein Interim-Dokumentationszentrum im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2025 in Chemnitz

Das große Interesse und die anregenden Diskussionen zeigen die Notwendigkeit, einen bundesweiten Prozess anzustoßen, der aber die dezentralen Anforderungen immer mitdenkt. Das SMJusDEG ist bereit, die sächsischen Vorarbeiten in einen solchen Prozess zu integrieren und ihn mitzugestalten. Als nächster Schritt soll im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs 2025 in Chemnitz ein Interim-Dokumentationszentrum entstehen, das auch einer breiten Öffentlichkeit offenstehen soll.

Veranstaltungsimpressionen

Eine Veranstaltung auf der Friedenskonferenz "Build Peace" in Chemnitz 2022

© howtobuildpeace.org

„Aufarbeitung NSU-Komplex: Wie weiter? Auf dem Weg zu einem Dokumentationszentrum – kommunale und internationale Perspektiven.“ –  war eine Veranstaltung im Rahmen der „Build Peace Konferenz". Zu dieser Friedenskonferenz, die vom 4. bis 6. November in Chemnitz stattfand, versammelten sich 300 Gästen aus mehr als 75 Ländern. Die Teilnehmenden kamen aus staatlichen Verwaltungen, NGOs, dem UN-System oder arbeiten in akademischen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie im Privatsektor. Die Konferenz wurde vom SMJusDEG gefördert. Frau Staatsministerin Katja Meier war Schirmherrin der Veranstaltung.

Alle Informationen zur Friedenskonferenz: https://howtobuildpeace.org

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